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Viele Fleischfressende Pflanzen lassen sich recht einfach vermehren - bei anderen scheitert auch der Fortgeschrittene. |
Die Grundausstattung:
Für den Anfänger reicht ein Plastiktopf, der mit Frischhaltefolie überzogen wird. Als Versuchsobjekt eignet sich Drosera capensis sehr gut. Er keimt bereitwillig aus und größere Pflanzen blühen fast ständig, so daß man hier auch leicht an Samen kommt. Besser sind in Garten- und Baumärkten überall erhältliche Aussaatschalen mit Kunststoffabdeckung. Hier ist das Kleinklima günstiger und das Substrat kann nicht so schnell austrocknen wie ein einzelner Topf in der Fensterbank. Wichtig sind gleichmäßige Temperatur- und Lichtverhältnisse.
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Aussaatschalen eignen sich bestens zur Fleischi-Vermehrung |
Die nötigen Grundkenntnisse:
Bevor man den kostbaren Samen in den nächsten Topf gibt und dann nach einigen Monaten frustriert abbricht, sollte man sich genaue Informationen zu der jeweiligern Spezies holen. Hier ist das Internet eine schier unerschöpfliche Quelle. In einer der bekannten Suchmaschinen den lateinischen Namen eingeben und man bekommt eine Fülle an Informationen über die gesuchte Pflanze. Man sollte bei allen Vermehrungsversuchen bedenken, das die Natur höchst unterschiedliche Strategien entwickelt hat, die dann den unwissenden Fleischi-Liebhaber das Leben schwer machen. Es gibt Feuerkeimer, die erst nach Übergießen mit kochenden Wasser keimen, es gibt Hell- und Dunkelkeimer, d.h. gebe ich Substrat auf die Samenkörner oder nicht entscheidet hier über den Erfolg. Weiterhin gibt es Samen, die erst einige Zeit in Wasser vorgequollen werden oder sogar mechanisch mit Sandpapier oder einer feinen Feile bearbeitet werden müssen, um die Erfolgsaussichten zu erhöhen.
Bezugsquellen für Samen:
Hier verweise ich auf meine Seite "Bezugsquellen".
Vermehrung aus Samen:
Einige Sonnentau-Arten benötigen zum Ausbilden von Samen noch nicht einmal ein bestäubendes Insekt - sie bilden auch in der Zimmerkultur funktionsfähigen Samen aus.
So wird sich mancher Fleischi-Besitzer irgendwann wundern, wenn nach der Blüte kleinste Samenkörner aus den inzwischen getrockneten Blüten auf das Substrat rieseln und nach und nach ein dichter Teppich an Nachwuchspflanzen dort entsteht. Am leichtesten läßt sich Drosera capensis so vermehren, manchmal ist er wie Unkraut und man findet ihn bei dichten Kulturen dann in fast jedem Topf.
Wenn man gezielt Drosera-Arten aus Samen ziehen möchte, so benötigt man eine Eigenschaft: Geduld und nochmal Geduld. Ich habe manche Sämlinge teilweise erst nach vielen Monaten plötzlich in längst vergessenen Kulturschalen entdeckt. Die meisten Arten keimen zwischen 4 Wochen und 12 Wochen. Aber es gibt auch "Spätzünder", die die Geduld des Fleischi-Liebhabers extrem beanspruchen. Gut aus Samen kann man auch Sarracenien und Darlingtonia ziehen.
Und es gibt auch immer wieder Mißerfolge, weil das Substrat nicht richtig war oder der Samen inzwischen überlagert und zu alt zum Keimen war. Drosera und Dionaea-Samen ist meistens nur einige Monate keimfähig. Drosophyllum- und Darlingtonia-Samen habe ich im Kühlschrank gelagert auch noch nach einigen Jahren zum Keimen gebracht.
Darlingtonia-Nachwuchs wächst heran Drosera intermedia-Sämlinge
Vermehrung über Blattstecklinge:
Die meisten Drosera-Arten kann man auch sehr gut mit Hilfe von Blattstecklingen vermehren. Dazu wird einfach ein gesundes Blatt mit etwas Stiel abgeschnitten und auf feuchtes Substrat gelegt- etwas andrücken- fertig ! Nun noch etwas Frischhaltefolie über den Topf ziehen, um eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit während des Anwachsens zu garantieren - und es sollte nach 4-6 Wochen das Herauswachsen eines kleinen Drosera aus der Mutterblatt erkennbar sein. Es sollte einen nicht beunruhigen, daß das Blatt sich dabei mehr und mehr auflöst. Trotzdem kann aus den Schnittkanten noch eine Pflanze herauskommen. Genauso kann man Dionea vermehren. Es werden mehrere Fallen mit Stielansatz abgeschnitten und schräg mit dem Stiel in das Substrat gesteckt- abdecken und abwarten. Unter günstigen Bedingungen bilden ca. 50% aller Blätter neue Venus-Fliegenfallen aus. Natürlich sollte solch ein Aderlaß nur an älteren Pflanzen vorgenommen werden und nicht an der neugekauften Jungpflanze.
Vermehrung über Wurzelabschnitte:
Viele Droseras können auch aus Wurzelstücken gezogen werden. Dazu nimmt man eine kräftige ausgewachsene Pflanze aus dem Substrat und wird bei den meisten Arten die langen schwarzen Wurzeln nach Entfernung des Substrates vorfinden. Diese Wurzeln werden nun bei der Mutterpflanze etwas gekürzt und die dadurch erhaltenen Wurzelabschnitte werden in feuchtes Substrat gesetzt und leicht abgedeckt (ca. 0,5-1 cm). Die Wurzelstücke sollten zur Vermehrung nicht zu kurz sein (mind. ca. 2 cm). Wieder ist Geduld der Schlüssel zum Erfolg. Irgendwann kommen kleine grüne Spitzen durch das Substrat und ein neuer Drosera wächst heran. Das Substrat muß dabei die ganze Zeit feucht gehalten werden und hell stehen. Ähnlich leicht lassen sich Utricularien vermehren. Sie werden einfach geteilt bzw. die Wurzelstöcke zerteilt (z.B. U. reniformis).
Drosophyllum lusitanicum kann recht einfach aus Samen gezogen werden - das Kultivieren und Überleben der Jungpflanzen hängt in erster Linie von der Disziplin seiner Besitzer ab. Gleichmäßiges Gießen und viel Kunst-Licht bringen die Pflanze sicher über den Winter - bevor sie im Frühjahr wieder einen Sonnenplatz im Freien erhält. Die sich stauende Luftfeuchtigkeit in einem Gewächshaus wäre Gift für diese Pflanze. | ![]() |
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Erstaunlich ist manchmal die Regenerationsfähigkeit einiger Fleischis. Hier ist ein Blatt von Drosera binata an der Aquarienglaswand festgeklebt und abgestorben. Daraus hat sich nach einigen Wochen eine neue Jungpflanze gebildet und wächst ohne Substrat an der Glaswand heran. |
Update: 04.10.02 | (c) Torsten Sause |