Unser Katzentagebuch

 

LOONA und das Brustgeschirr...

 

Wir wollten Loona unseren Garten zeigen. Leider ist er noch nicht katzensicher ausgebaut und zudem gibt es in unserer Nachbarschaft viele große Hunde, die leicht auf unser Grundstück gelangen können. So haben wir beschlossen, Loona an ein Brustgeschirr zu gewöhnen. Damit wären auch spätere Besuche beim Tierarzt viel einfacher zu absolvieren. Zudem hätten wir  sie bei Gefahr sofort wieder unter Kontrolle und müßten nicht fürchten, das sie bei ungewohnten Geräuschen oder plötzlichen Hundebesuch Hals-über-Kopf in für sie fremdes Gelände flüchtet und wir sie dann suchen müßten. Außerdem sollte Loona kein Freigänger sein, da wir unsere Maine-Coon nicht den Gefahren des Strassenverkehrs und der Infektionsgefahr durch andere Katzen aussetzen wollten.

 

Klein - Loona mit Brustgeschirr auf Entdeckungstour im Garten

 

Wir hatten uns zur Gewöhnung an das Brustgeschirr einen Stufenplan ausgedacht. Zuerst wollten wir Loona ein bißchen mit dem Geschirr herumspielen lassen, damit sie es kennen lernt. Dann wollten wir ihr es stundenweise anlegen, sie nachher kräftig loben und ihr einige Leckerli geben, um dann in einem weiteren Schritt die Leine anzulegen und mit ihr zunächst nur in der Wohnung herumzulaufen. Nach einigen Tagen der Gewöhnung sollte dann erst der große Tag im Garten kommen...

Aber wir hatten unseren Stufenplan ohne Loona gemacht und es kam dann doch ganz anders...

Das Anlegen des Brustgeschirrs (aus roten Nylongewebe) erwies sich anfangs als undurchführbar. Schließlich wollten wir das gerade erworbene Vertrauen nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Und so blieb es zunächst bei dem Versuch, das Geschirr anzulegen. Das lief dann immer gleich ab. Wir versuchten das Geschirr schön ausgerichtet nach Hals- und Brustgurt über das Kätzchen zu legen, manchmal gelang es uns auch, die Riemchen durch die Verschlußösen zu fädeln - spätestens dann aber merkte Loona,  was wir vorhatten,  und los ging es in wilder Jagd durch das Wohnzimmer. Schließlich endete der wilde Ritt mit dem erfolgreichen Abstreifen des Geschirrs und wir waren wieder am Anfang. 

Am nächsten Tag kam ein neuer Versuch. Dieses Mal wurde Loona mit ihrer Lieblingsmaus abgelenkt und es gelang uns, das Geschirr anzulegen und die Riemen unter dem Bauch miteinander locker zu verknoten. So saß es zumindest so fest, daß sie es nicht so leicht abstreifen konnte. Loona schoß wie ein wilder Mustang durch das Zimmer und sprang und drehte sich, um die Gurte loszuwerden. Nach einigen Minuten beruhigte sie sich schließlich und akzeptierte ihr Geschirrr. Sie spielte auch sofort wieder mit uns und hegte keinerlei Groll gegen ihre Menschen. Schließlich gelang es in einer zweiten Ablenk- und Spielphase die Gurte richtig mit den vorhandenen Schnallen zu befestigen. So ließen wir Loona jetzt einige Stunden herumlaufen, in der Hoffnung, das dieser Zustand irgendwann einmal für sie ganz normal werden würde.

Mit der Zeit erwies sich das gekaufte Katzgeschirr aber zu aufwendig beim Anlegen. Die Schnallen mit dem Dorn durch die starken Nylonriemen zu fädeln dauerte immer genau so lange, daß Loona gewarnt war und schnell ungeduldig wurde. Alle im Handel gesehene Alternativen waren von der gleichen Bauart, so daß wir hier nicht weiter kamen. Schließlich entschloß ich mich, das vorhandene Katzengeschirr selber umzuändern. Alle Schnallen mit Dorn wurde entfernt und gegen Schnellsteckverschlüsse aus Kunststoff ersetzt, die selbst einrasten und leicht wieder zu lösen waren. Mit Hilfe eines Feuerzeuges und einer Messerklinge wurde das Nylonriemchen angeschmolzen und dann fest aufeinander gepreßt bis die Verbindung belastbar war. Zudem war das Geschirr für unsere Loona vorher auch noch viel zu groß gewesen, so daß sich das Verkürzen jetzt hinsichtlich des Tragekomforts auch positiv bemerkbar machte. Jetzt paßte das Geschirr recht gut und man konnte es ihr in Sekunden anlegen. 

Hinaus in die weite Welt...

Die ersten Schritte mit Loona hinaus zu unserer Terrassentür begannen damit, daß Lonna ihre Nase in den wind steckte und sie wurde immer länger und länger. Was waren das auch für viele interessante Gerüche aus dem Garten. Schließlich wagte Loona den ersten Schritt nach draußen und sie drückte sich dicht an die Hauswand und ging sehr unsicher vorwärts. Beim erstbesten Geräusch sprang sie sofort wieder in das sichere Haus. Wir kamen meistens mit der Leine nicht so schnell hinterher... dann ging es unter und über den abgestellten Gartenmöbeln und all den anderen Hindernissen mit Katze, Leine und einem extrem flexiblen Menschen hinterher.

Schließlich beim zweiten Auslauf am Geschirr lief Loona schon ganz selbstsicher in den Garten und entdeckte unseren kleinen japanischen Gartenteich. Darin gab es einen Lavastein, aus dem über eine Pumpe ständig Wasser hervorsprudelte. Loona war fasziniert und vergaß die Welt um sich herum. Inzwischen hatte unser Nachbarhund Tino in unserem Garten die Loona entdeckt und schaute interessiert mit seiner Schnauze durch den Gartenzaun. Tino ist ein besonderer Hund. Er ist ein Tibetterrier und sieht meistens aus wie ein kleines Schaf. Er liebt nur seine Familie und interessiert sich nicht für seine Nachbarn - meistens. Er bellt nicht, er springt nicht am Zaun hoch und auch sonst ist er ein sehr angenehmer und friedlicher Vertreter seiner Gattung. Irgendwann registrierte Loona, daß dort hinter dem Zaun noch etwas war - und so schnell konnte ich gar nicht reagieren. Loona rannte um ihr Leben - die Leine stand waagerecht in der Luft, am anderen Ende Klein-Loona mit ausgebreiteten Pfoten und ausgefahrenen Krallen - sie wollte nur weg von hier, weg von diesem unheimlichen Wesen, welches sie noch nie zuvor gesehen hatte. Um ihr mehr Sicherheit zu geben, wollte ich sie auf den Arm nehmen - das war ein schwerer Fehler. Loona kratzte mich in ihrer Panik so am Arm, daß aus einer ca. 10 cm langen Wunde sofort Blut hervorkam. Jetzt hatte ich verstanden. Loona wollte nur ins Haus und in Sicherheit. Dort angekommen, beruhigte sie sich schnell wieder und schaute durch die sichere Terrassentürscheibe dem Tino zu. Beim nächsten Spaziergang - ein paar Tage später,  war ihr der Tino völlig gleichgültig - von Panik keine Spur.  

Irgendwann einmal ist dann doch passiert - Heidi sonnte sich auf der Terrasse und Loona spielte davor im Gras. Sie sah gerade noch, daß die Tür zu unseren Nachbarn offen stand und Tino die Loona bereits fixiert hatte. Mit einem Schrei sprang Heidi auf, Tino war inzwischen gestartet und ....  hatte Loona einfach umgerannt. Loona rappelte sich auf und ihr Rücken wurde immer höher und höher. Den Geräuschen nach, die sie jetzt von sich gab, konnte man meinen, es mit einem gefährlichen Raubtier zu tun zu haben - sie knurrte regelrecht und fauchte. Heidi nahm Loona schnell hoch und brachte sie ins Haus. Tino wurde von der Nachbarstochter zurückgeholt und das Tor wieder verschlossen. Kurze Zeit später wollte Loona wieder in den Garten zurück und legte sich wieder vis-a-vis mit Tino vor den Zaun. Mehr war nicht !  

 

                              

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 (c) Fotos und Text: Torsten Sause