Unser Katzentagebuch

 

Katzen-Charaktere 

oder

keine Katze gleicht der anderen...

 

 

Loona:

Loona ist das, was man wohl als typische Einzelgängerkatze bezeichnet. Alle anderen kätzischen Mitbewohner lassen sie ziemlich kalt bzw. stören nur das innige Zusammenleben mit ihren Menschen. Zum Kuscheln kommt sie nur, wenn ihre Menschen ganz allein mit ihr sind. Dann aber erleben wir eine Vertrautheit und eine Liebenswürdigkeit, wie sie unsere anderen Coonies nicht zeigen. Sie bewegt sich überwiegend sehr vorsichtig und bedächtig. Sie kann aber auch "wie von der Tarantel gestochen" durch das Haus rennen und über Tische und Bänke "fliegen". Sie liebt es, draußen den Vögeln nachzuschauen und alle fremden Geräusche und Gerüche in sich aufzusaugen. Täglich fordert sie ihren "Freigang".  Im Garten liegt sie oft Stunden am Gartenteich auf der Lauer oder genießt die Sonne. Im Garten ist sie meistens so gut getarnt, daß wir schon einige Male größere Suchaktionen gestartet haben und Lona uns dabei die ganze Zeit zugeschaut hat ! Ihr bestes Versteck bisher: Sie lag unter dem mit Plane abgedeckten Grillwagen. Zwischen Gasflasche, Grillzangen und Aluminiumgrillpfannen hatte sie es sich gemütlich gemacht. Neulich lag sie sogar in unserem Vogelhaus ! 

Im Winter hat sie trotz Eiseskälte eine große Ausdauer und ist nur schwer wieder ins Haus zu locken. Das ist auch das größte Problem. Lavinia, Emilio und Constantino kommen meistens freiwillig ins Haus, sobald es dämmert bzw. lassen sich ohne größeren Aufwand aufnehmen und ins Haus tragen. Loona liebt das tägliche Fangen-Spielen. Dabei müssen wir uns ständig neue Varianten einfallen lassen, um sie zu erwischen. Meistens rennt sie mit hoch erhobenen Schwanz triumphierend vor uns her und hält uns immer auf gleichmäßigen Abstand. Für unsere Nachbarn muß es wirklich sehr komisch aussehen, wenn ich nachts teilweise schon umgezogen im Schlafanzug im Garten herumrenne und versuche, die Loona zu fangen. Habe ich sie dann doch erwischt, dann meckert und schimpft sie fürchterlich. Im Haus ausgesetzt bekommt die erste Katze, die ihr zu nahe kommt, dann sofort eine Ohrfeige - so reagiert sie ihren Ärger ab, daß sie gefangen wurde !

Inzwischen hört sie auf ihren Namen und kommt (nicht immer, aber immer öfter) beim Rufen zu uns. Sie begrüßt uns jedes Mal   ausgiebig mit Köpfchenreiben und gurrenden Geräuschen. Aber sie bestimmt, wann sie bei uns sein will und wie lange Streicheleinheiten akzeptiert werden. Meistens bewegt sie sich wie ein kleines Gespenst im Haus. Man sieht sie nicht, man hört sie nicht ! Sie ist sehr unauffällig unterwegs. Leicht wie eine Feder springt sie auf Kratzbäume und Möbel. 

Seit einigen Wochen kommt sie regelmäßig abends zu uns und klettert über das Sofa und unseren Rücken auf meine Bauch und macht es sich dort gemütlich. Nach minutenlangen "Treteln" (Schmerz !) macht sie es sich gemütlich. Ab und zu reibt sie dann ihren Kopf in meinem Bart und gurrt zufrieden. Ein richtige Schmusekatze...

 

Soziale Kontakte innerhalb der Katzengruppe: 

Bei Emilio ist sie immer noch sehr vorsichtig und weicht ihm sofort aus, wenn er sich nähert. Mit Lavinia wird manchmal in Form einer wilden Verfolgungsjagd durch den Garten oder durch das Haus über Tische und Bänke gespielt. Constantino wird toleriert und nicht besonders beachtet. Für Loona müßte es keine anderen Katzen geben.

 

 

Emilio:

Emilio ist ein kleiner Draufgänger. Laut und polternd läuft er durch das Haus. Beim Runterspringen von Kratzbäumen und Möbeln gibt es den gewohnten "Plumps". Emilio ist viel unterwegs. Er gibt dabei fast immer Geräusche ab und "jammert" gerne vor sich hin. Nach der Kastration hat das kurz nachgelassen, inzwischen ist das wohlbekannte Herumjammern wieder da - wir hatten es schon vermißt !

Emilio ist ziemlich verfressen und sobald er ein Geräusch vernimmt, welches auch nur den Hauch einer Chance auf Freßbares verspricht, jagt er mit großer Geschwindigkeit auf die Geräuschquelle zu.  Wird eine Schublade geöffnet oder es raschelt eine Tüte, so hört man sofort ein Geräusch als wenn sich die Kavallerie im Galopp nähert - es ist Emilio im vollen Lauf.

Früher war Emilio beim Spielen und Balgen ist  ein kleiner Grobian. Als Mensch mußte man ihn gut beobachten und die Hände aus dem Spiel heraushalten. Seine inzwischen über einen Zentimeter langen messerscharfen Krallen drangen wie Injektionsnadeln in das weiche Fleisch ein. Wir waren gewarnt und hatten davor Respekt. Trotzdem kam es nur sehr selten zu kleineren Verletzungen. Meistens dann, wenn wir nicht beachten, daß er gerade "schwer in Fahrt" war und alles was sich bewegt für Beute hält. Wollte man ihn dann unvorsichtigerweise hinter dem Kopf kraulen, ratsch - und man war für ein bis zwei Wochen als Katzenbesitzer leicht zu erkennen.  Schmerz !

Nach der Kastration hat sich Emilio zu einem sehr liebenswürdigen großer Schmuser gewandelt. Er legt sich oft lang ausgestreckt auf den Boden und läßt sich dann mit den gespreizten Fingern der Länge nach durch das Fell streifen. Dabei wird er dann immer länger und genießt diese Massage sichtlich. Abends liegt er auf dem Couchtisch und läßt sich stundenlang den Kopf kraulen. Seine "Unberechenbarheit" hat er abgelegt. Er ist jederzeit für seine Menschen ansprechbar und berührbar. Emilio hat noch niemals gefaucht. Seine imposante Größe und sein Verhalten begeistern uns täglich neu. 

Wenn Emilio in den Garten kommt, so schaut er ebenfalls gerne den unerreichbaren Vögeln auf dem Dach nach und stöbert im Garten herum. Hier hat er aber nicht soviel Ausdauer wie Loona. Meistens will er nach einer Stunde wieder in die warme Stube. Der Winter ist für ihn nicht sonderlich attraktiv. Er friert leicht und leckt sich dann ständig die Pfoten.

Emilio Lieblingsspielzeug sind kleine rasselnde Fellmäuse. Diesen wird augenblicklich der Schwanz abgetrennt und dann werden die Mäuse gut bespeichelt durch das Haus geschoben.  

Soziale Kontakte innerhalb der Katzengruppe: 

Loona wird fast ignoriert, ab und zu bekommt Emilio in paar Pfotenhiebe, wenn er die Sicherheitsdistanz unterschreitet - ansonsten ist Frieden. Die dramatischen Szenen, bei denen beide Katzen mit zurückgelegten Ohren, peitschenden Schwänzen und knurrenden Geräuschen ständig aufeinander losgingen (Emilio war damals noch nicht kastriert und wir fürchteten um Loonas Leben), gehören glücklicherweise der Vergangenheit an. Emilio mußte damals über viele Wochen von Loona räumlich getrennt werden. Mit Lavinia verbindet ihn eine Art Haßliebe. Manchmal lecken sie sich das Fell, dann wieder versucht Emilio der Lavinia zu zeigen, wer hier der Boß ist. Das gelingt ihm in letzter Zeit immer seltener. Bevorzugte Ruheplätze verteidigt Lavinia zunehmend erfolgreich gegen Emilios Ansprüche. Er zieht dann nicht selten laut jammernd wieder ab. Constantino ist sein bester Spielkamerad, aber auch sein lästigster.

Mit Constantino hat sich Emilio von Anfang an bestens verstanden. Jeden Abend und jeden Morgen balgen die beiden in unserem Bett. Immer im Wechsel - zuerst ablecken, dann bearbeiten sich beide mit Pfoten und offenem Mäulchen - es artet aber niemals aus. So spielen Kater Emilio und sein Juniorpartner.

 

 

Lavinia:

Lavinia ist furchtlos und unerschrocken den ganzen Tag im Haus unterwegs.  Sie war früher Emilios "lästiger" Schatten. Wo immer auch Emilio hinging, Lavinia war schon da. Von hinten oder von der Seite wurde er dann behakelt, bis es ihm zuviel wurde und er einige "Ohrfeigen" verteilt. Dann fauchte Klein-Lavinchen empört, denn schließlich wollte sie nur spielen !  Uns kam es so vor, als wenn hier der große Bruder seine kleine lästige Schwester ständig "am Hals" hatte.  

Kann sie ihre Mitkatzen nicht ärgern oder behakeln, so spielt sie ausdauernd mit den absonderlichsten Gegenständen. Ihr Lieblingsspielzeug sind Ping-Pongbälle und knisterndes Bonbon-Einwickelpapier. Mit den Bällen hat sie echte Fuß- nein- Pfotenballerqualitäten. Sie schafft es oft zehnmal und öfter den Ball zwischen den Vorderpfoten hin- und herzurollen. Loona und Emilio schauen dann nur distanziert zu.  Das Bonbonpapier kann sie stundenlang beschäftigen. Immer wieder wird es mit der Pfote bearbeitet oder im Mäulchen herumgetragen.

Abends bezieht sie immer ihren Stammplatz neben ihren Menschen auf der Couch und schläft hier laut schnurrend ein. 

Lavinia ist inzwischen richtig groß geworden und wird, wenn sie sich weiter so entwickelt, wohl bald die Chefin unseres Katzenrudels werden. Sie hat sich zu einer äußerst selbstbewußten Katzendame entwickelt und bietet Emilio immer mehr Paroli, wenn es ums Fressen und Lieblingsschlafplätze geht. Ihr liebenswertes Wesen und ihre quietschenden Laute, wenn sie uns begrüßt, sind bis heute geblieben. Will sie mal nicht gestreichelt werden, so teilt sie das uns unmißverständlich mit. Andererseits fordert sie Streicheleinheiten mit leichten Bissen in die Hände regelrecht ein. Das läuft dann so ab: Lavinia rennt mit großem Buckel vor uns her. Das ist das Zeichne zum Rückenkraulen. Hört man dann nach einigen Minuten auf, so fährt sie mit dem kopf herum und beißt leicht in die Hand. Das ist dann die Aufforderung: " Mach sofort weiter !".

Lavinia ist eine echte kleine Raubkatze. Wenn sie abends auf dem Sofa schläft, sieht sie einem Löwenjungen sehr ähnlich. Sie faucht oft zum Fürchten, wenn ihr was nicht paßt. Das kann nur sie so einmalig wie ein Mini-Leopard. 

 

Soziale Kontakte innerhalb der Katzengruppe: 

Loona wird fast ignoriert, ab und zu spielen die beiden aber bei wilden Verfolgungsjagden.

Das Verhältnis zu Emilio ist gespannt. Emilio sucht manchmal noch die Machtprobe und dann behakeln sich die beiden mit lauter Geräuschkulisse. Lavinia gewinnt zunehmend den Kampf um Futternäpfe und Liegeplätze. Emilio kontert mit seiner schieren Masse - er setzt sich einfach auf Lavinia drauf. Lavinia antwortet dann mit einem Trommelfeuer von Pfotenhieben und lauten Gefauche. Wer das nicht kennt, bekommt richtig Respekt bei dieser unheimlichen Geräuschkulisse und den schnellen Verfolgungsrennen.

Auf Constantino reagierte Lavinia zunächst mit Gefauche und Abwehrverhalten. Sie biß ihn in den Schwanz, verprügelte und verjagte ihn. Es gibt nur wenige Augenblicke, bei denen sie ihn mal kurz beschnüffelte und keine Abwehr erfolgte. Inzwischen hat sich die Situation geändert. Sie mag ihn ! Oft springt sie Constantine von hinten auf den Rücken und dann balgen sich die beiden minutenlang am Boden. Sehr oft können wir auch beobachten, wie sie sich gegenseitig mit eifrigen Belecken das Fell pflegen. 

 

 

Constantino:

Constantino ist ständig zu irgendwelchen Unsinn bereit. Er findet andauernd Gegenstände, die man bejagen oder belauern kann.  Seine große Leidenschaft aber ist Emilio. Der arme Kerl kann sich oft gar nicht mehr seiner erwehren. Mit Anlauf springt er Emilio in die Flanke, legt die Pfoten um seinen Hals und reißt ihn dann zu Boden. Als turbulentes Fellknäuel tobt dann das Gespann über den Boden. Emilio versucht häufig zu entkommen - aber er hat keine Chance. Constantino ist sehr ausdauernd bei diesen Ringkämpfen. 

Constantino ist überall dabei - keine Situation, die nicht für ihn interessant wäre.  Noch hat er viel zu lange Beine und und einen riesigen Schwanz, wenn er tollpatschig auf den Kratzbäumen herumklettert.

 

Soziale Kontakte innerhalb der Katzengruppe: 

Loona ist die große Tante, manchmal wird sich ausgiebig beschnuppert, manchmal gibt es "erzieherische" Hiebe von Loona.

Emilio ist sein großer Bruder. Täglich wird sich gegenseitig intensiv beleckt und das Fell durchgekaut. Constantino tollt und springt mit Emilio häufig stundenlang herum. Es macht viel Freude, den beiden zuzuschauen.

Lavinia war anfangs noch sehr reserviert und ging  auf Abwehr. Trotzdem gibt es inzwischen auch gemeinsame Spielszenen und gegenseitiges Beschnuppern. Das Verhältnis zwischen den beiden war lange sehr gespannt, dann schlug es in spontane Zuneigung um. Wir sind sehr erleichtert, daß Constantino inzwischen von allen Mitkatzen akzeptiert wird.

 

 

 

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 (c)  Fotos und Text: Torsten Sause