Als Anfänger kauft man sich meistens eine Venus-Fliegenfalle, stellt sie ans Fenster und gießt fleißig. Wenn man soweit alles richtig gemacht hat, bildet die Pflanze einige Fallen, die leider durch die häufigen Vorführversuche mit Verwandten und Freunden bald schwarz werden und absterben. Spätestens im Winterhalbjahr wird der Zustand der Pflanze immer schlechter und nach und nach verschwindet die einst prachtvolle Dionea und der Fleischi-Anfänger denkt entweder darüber nach eine neue Pflanze zu kaufen oder wendet sich enttäuscht ab. Vielleicht hat er auch inzwischen eine Kannenpflanze im Baumarkt erstanden, die Dank engagierter Bewässerung und Belichtung zwar ordentlich in die Höhe gewachsen ist und viele Blätter bekommen hat, aber leider nicht einzige Kanne ausgebildet hat. Die beim Kauf ursprünglich vorhandenen Kannen sind inzwischen eingetrocknet und sehen nicht mehr sehr dekorativ aus.
Was ist hier falsch gelaufen ??? Nun könnte ich es mir einfach machen und behaupten, daß es eben keine Anfängerpflanzen gibt. Nur die genauen Kenntnisse über die Umweltansprüche hinsichtlich Substrat, Wasser, Licht und Temperatur bringen langfristig den Erfolg. Andererseits gedeihen manche robuste Arten auch bei schlechten Bedingungen und geringer Pflege. Dazu gibt es dann leider noch eine Art sportlichen Wettbewerb, möglichst anspruchsvolle und seltene Pflanzen zu erwerben und diese dann als Prestigeobjekt zu präsentieren. Leider leben solche Pflanzen in der Regel nicht sehr lange und vom Anfänger bis zum Spezialisten bedarf es viel Zeit und Literaturstudium.
Drosera scorpioides - viele australische Zwergdrosera machen einen Winter- und Sommerzyklus durch mit z.T. extremen Temperaturunterschieden. | ![]() |
Regel Nr. 1:
Kaufe nicht wahllos drauflos, sondern beschaffe dir erst die nötigen Kenntnisse. Natürlich kenne ich das Kribbeln, wenn auf einer Börse plötzlich die "seltenste" Heliamphora" der Welt oder ein "völlig unbekannter" Drosera o.ä. angeboten wird. Einmalige Gelegenheit - da muß man doch zugreifen ! Trotzdem, zuerst überlegen, kann ich die nötigen Umweltbedingungen dieser speziellen Art erfüllen ?
Regel Nr. 2:
Kenne die Grenzen deiner technischen und räumliche Möglichkeiten. Falls Du nicht gerade Besitzer eines botanischen Gartens mit Kalt- ,temperierten und Warm- Gewächshäusern bist, so wird sich die Fleischi-Kultur von der Fensterbank (schlecht), im Zimmer unter Kunstlicht oder bestenfalls in mehr oder weniger beheizten kleineren Gartengewächshäusern abspielen. Du solltest hier die auftretenden Temperatur -und Lichtverhältnisse kennen und danach die Pflanzen auswählen. Weiterhin solltest Du den benötigten Platz einkalkulieren. So mancher Nepenthes-Ableger wollte nicht mehr aufhören zu wachsen und müßte dann in "Bestform" gekappt werden oder ging irgendwann jämmerlich ein.
Regel Nr. 3:
Wenn Du wenig Zeit hast, versuche Fleischis mit ähnlichen Ansprüchen in Sortimenten zusammenzufassen und betreibe die unter Glas-Kultur z.B. in Aquarien (siehe auch Fleischis im Büro). So überleben die Pflanzen auch dann noch, wenn plötzlich etwas dazwischenkommt oder Du im Urlaub bist.
Regel Nr. 4:
Versuche nicht die Natur zu verbiegen. Wenn eine Dionaea im Winter kühl gehalten werden muß, so wird jeder Versuch hier etwas anderes zu erzwingen scheitern !
Update: 26.08.09 | (c) Torsten Sause |